G. Simmel

주체와 객체에 관하여 (2)

Sur l´eau 2008. 6. 1. 09:27

Vom Subjekt und Objekt (2)

 

 

Das Subjekt kann absolut in sich verbleiben und damit das Objekt in sich einbegreifen oder es von sich aus erschaffen oder von sich ablehnen. Dieser Tendenz gehört die antike Sophistik zu. Hier ist wohl zuerst das Problem der Wahrheit in seiner schweren und grundsätzlichen Bedeutung aufgekommen, es muß sich die Spannung zwischen Subjekt und Objekt fühlbar gemacht haben, die sich dann in der grundsätzlichen Streitsucht und Rechthaberei der Sophisten als deren tieferes Motiv fortsetzte: der andre Mensch war schließlich auch ein Objekt, gegen das sich das Subjekt fremd und unversöhnt fühlte. Und wie die Sophistik sich mit dieser letzteren Tatsache nur so abzufinden wußte, daß das Subjekt sich der andern Partei gegenüber um jeden Preis durchsetzte, selbst um den, sie durch die albernste Rabulistik mundtot zu machen - so hat sie auch den Sachbestand der Objekte verneint und dessen scheinbare Gegebenheit in eine Zuständlichkeit des Subjekts aufgelöst. In dem Satz des Protagoras, daß der Mensch das Maß aller Dinge ist, der seienden, daß sie sind, der nichtseienden, daß sie nicht sind, mischt sich in merkwürdiger Weise ein Gefühl für die Problematik, die dem Weltbild durch die bewußte Trennung des Geistes von seinem Inhalte kommt, mit einer übermütigen Sicherheit des Geistes, von sich aus über diese Problematik Herr zu werden. Darum ist es dem Protagoras keineswegs als einfache Frivolität und Advokatenkniff anzurechnen, daß er die schwächere Ansicht zur stärkeren zu machen unternahm. Dies ist nur der extreme Ausdruck dafür, daß der Geist den sachlichen Momenten ihr Gewicht verleiht und daß sie dem von sich aus keinen Widerstand und kein Eigengewicht entgegenzusetzen haben.


Diese Attitüde zum Subjekt-Objekt-Problem erneuert sich eigentlich erst wieder - wenngleich in sehr verschiedner Wendung und Entwicklung - mit der Einzigkeitsphilosophie  Stirners. Alles, was man überhaupt Objekt nennen kann, wozu nun auch die angeborenen, vom Ich irgendwie zu abstrahierenden Bestimmungen des Subjekts gehören, hat für Stirner seinen ganzen Sinn darin, vom Ich verbraucht zu werden. Das Objekt hat seine Problematik dem Subjekt gegenüber verloren, weil es nicht anders existiert, in gar keiner andern Hinsicht in Frage kommt, als im Genossenwerden durch das Subjekt. Es ist deshalb völlig logisch, wenn die Wahrheit als Ideal für Stirner nicht besteht - er braucht sie nicht, da der Abgrund zwischen Subjekt und Objekt, den sie zu überbrücken bestimmt ist, hier praktisch von der Seite des Subjekts her ausgefüllt wird oder eigentlich von vornherein dadurch negiert ist, daß das Objekt nur in seinem Eingehen in das Subjekt real wird. Indes bietet nur der Fichtesche Idealismus und seine solipsistisch-subjektiven Nachformen diese Lösung in radikaler Reinheit, indem - etwas frei ausgedrückt - das Objekt als solches hier nur eine Form ist, in der sich das Leben des allein realen Subjekts vollzieht. Allein dann erhebt sich unvermeidlich die Frage: Wozu überhaupt das Objekt, wenn es doch nur eine Vorstellung, eine rein empirische Wirklichkeit bedeutet? wozu also überhaupt das Erkennen? Aus irgend einem Objektiven selbst heraus kann die Frage nach dem Sinn des Objektes und der Wahrheit nicht beantwortet werden, weil nur das Ich und sein Bewußtsein die volle Realität besitzt. So muß er die übertheoretische Fundierung des Theoretischen auf einem prinzipiell andern Gebiet suchen: in der  sittlichen Norm, die das Sein, wie es dem empirischen Ich gegenüber steht, begründen soll - als den Gegenstand, dessen die sittliche Aktivität bedarf, um Wirksamkeit zu werden. Hier wird die Frage, mit der - wenngleich von einem ganz andern Standpunkt aus - das Christentum nicht recht fertig werden konnte: wozu die Welt? wenn die Seelen ihrem Wesen nach zur Seligkeit bestimmt sind, wozu erst der Umweg über die Welt? - diese wird hier allerdings aus dem inneren Sinn der Seele heraus beantwortet. Denn das Ich ist Tätigkeit und diese kann nur an einem Gegenstande wirklich werden, der ihr Widerstand leistet - einen Widerstand, den zu brechen freilich ihr Wesen als Tätigkeit ist, wie die künstlerische Arbeit keine Statue erschaffen könnte, wenn der Marmor ihr keinen Widerstand entgegensetzte, in dessen Überwindung sie ihre Formen realisiert. Die leidige und dunkle Tatsächlichkeit der Welt, mit der sich das Christentum nur durch den Ratschluß Gottes, die asketische Anschauung nur durch Wegwendung, die naturallistische durch bloße Anerkennung und Abschneiden jedes Wozu? abzufinden wußte - hat hier einen Sinn gefunden: das Ich schafft das Objekt oder die Welt als seine Vorstellung, weil es Wirksamkeit ist und Wirksamkeit als solche eines Gegenstandes bedarf. Dies zeigt die Lösung des Subjekt-Objekt-Problems vom Standpunkt des Subjekts aus in ihrer reinsten Konsequenz. Ob freilich die ethische und metaphysische Tiefe dieses Gedankens ausreicht, ihm eine theoretische Zulänglichkeit zu verleihen, bleibe hier dahingestellt.

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