Vernunft und Offenbarung (1)
Der Streit über die Offenbarung wurde im achtzehnten Jahrhundert durchgekämpft. Im neunzehnten ist er, als bereits negativ entschiedener, eigentlich schon in Vergessenheit geraten. Nicht zuletzt dem dankt er es, daß er heute wieder auflebt. Das aber bringt den Kritiker der Offenbarung vorweg in eine schiefe Lage. Diese muß benennen, wer nicht ihr Opfer werden will. Wiederholt man den recht vollständigen Katalog der Argumente der Aufklärung, so setzt man sich dem Vorwurf des Eklektischen aus: man stütze sich auf längst Bekanntes, das niemanden mehr interessiere. Beruhigt man sich damit, daß damals die Offenbarungsreligion der Kritik nicht habe widerstehen können, so macht man sich als altmodischer Rationalist verdächtig. Allverbreitet ist heute die Denkgewohnheit, anstelle sachlicher Besinnungen über Wahrheit oder Falschheit die Entscheidung der Zeit als solcher zuzuschieben und womöglich das Vorgestrige gegen das Gestrige auszuspielen. Will man nicht entweder in den Bannkreis der Vorstellung geraten, das wisse man längst und darum sei es falsch, oder statt dessen sich der gegenwärtigen religiösen Stimmung anbeque men, die so sonderbar wie erklärlich mit dem herrschenden Positivismus zusammengeht, so mag man wohl am besten an Benjamins abgründig lächelnde Charakteristik der Theologie erinnern, »die heute bekanntlich klein und häßlich ist und sich ohnehin nicht darf blicken lassen«1. Nichts an theologischem Gehalt wird unverwandelt fortbestehen; ein jeglicher wird der Probe sich stellen müssen, ins Säkulare, Profane einzuwandern. Die gegenwärtig – im Gegensatz zu der reich und konkret ausgebildeten religiösen Vorstellungswelt von früher – vorherrschende Meinung, Leben und Erfahrung der Menschen, die Immanenz, sei eine Art von Glaskasten, durch dessen Wände man auf ewig unveränderliche Seinsbestände einer philosophia oder religio perennis blicken könne, ist selber Abdruck eines Zustands, in dem der Offenbarungsglaube nicht mehr in den Menschen und der Ordnung ihrer Verhältnisse substantiell gegenwärtig ist und nur durch verzweifelte Abstraktion gehalten werden kann. Was für die ontologischen Bestrebungen heute gilt: daß sie versuchen, aus der fortdauernd nominalistischen Situation unvermittelt in den Realismus, die an sich seiende Ideenwelt zu springen, die damit ihrerseits zum Produkt bloßer Subjektivität, sogenannter Entscheidung, nämlich Willkür, gemacht wird, das gilt in weitem Maße für die engverwandte Wendung zur positiven Religion.
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