Philo. u. Theo.

신의 인격 (7)

Sur l´eau 2008. 5. 30. 16:22

Die Persönlichkeit Gottes (7)

 

Ich müsste mich sehr täuschen, wenn dieses Verhalten nicht in allem entwickelteren religiösen Wesen als ein Moment bestünde, das freilich nur in logischen Paradoxen aussagbar ist: nicht dass Gott über dem Menschen stehe ist das Wesentliche, sondern dass der Mensch unter Gott steht; jenes ist sozusagen das Selbstverständliche, aus diesem aber erst quillt die religiöse Lebensempfindung und Aufgabe des Menschen. In der Relation Gott und Mensch ist nur das zweite Glied etwas Relatives, das erste aber ein Absolutes – eben die Realität jenes Ideellen, mit dem der Mensch der Relativität seines Wesens Gestalt, Grad und Sinn zumisst. Ob diese Realität geglaubt wird oder nicht, das hat die Religion, aber nicht die Religionsphilosophie auszumachen; sie kann nur von dem reden, was dem religiösen Menschen – wiederum mit logischer Paradoxie – oft genug sekundär ist: von dem Was des göttlichen Prinzips, nicht von seinem Dass.  Meine Aufgabe war es, an dem Begriff der Persönlichkeit, gerade weil er so entschieden von unten, vom Menschlichen her gebildet scheint, die Schicht aufzuzeigen, in der für unser Denken die Bestimmungen einer göttlichen Wesenheit allein liegen können. Der Persönlichkeitsbegriff muss nur in seinem Kern und seiner Reinheit gefasst werden, um sich jener Ordnung zugehörig zu zeigen, die ihren Sinn nicht von dem Unteren her bezieht, sondern umgekehrt, dieses zu Sinn und Form bringt und über den besonderen menschlichen Gestaltungsinhalten ungefähr so steht, wie für den Gläubigen das Sein Gottes über dem Sein des Menschen. So unabhängig aber ist jenes von diesem, aus so andern Quellen der Seele und der sachlichen Ordnungen gespeist, dass die Religionsphilosophie sehr wohl behaupten kann: Gott ist Persönlichkeit - ohne im geringsten zu behaupten oder auch nur behaupten zu dürfen: Gott ist. In dieser Schicht sich haltend, steht sie jenseits der illegalen Spekulation: denn diese will ein Sein ersinnen und begnügt sich nicht mit ihrem Heimatsrecht in der ideellen Ordnung der Inhalte des Seins. Solange die Religionsphilosophie sich von dem unlautern Wettbewerb mit der Religion fernhält, hat sie das Recht des Gemäldes, das die innere Logik, den Sinn der Einzelheiten und Zusammenhänge anschaulicher Welt darlegt, die durch die Kunstform von ihrer zufälligen Wirklichkeit geschieden sind; die Spekulation aber gleicht dem Panorama, das mit Mitteln, wie sie zwar für den Bau jener ideellen Welt, aber nicht für den der Wirklichkeit - im Sinne der Empirie wie im Sinne des Glaubens - zureichen, dennoch den Versuch macht, die Zeugungskräfte dieser letzteren zu ersetzen.


Georg Simmel, „Die Persönlichkeit Gottes. Ein philosopischer Versuch“, in: ders., Aufsätze und Abhandlungen 1909-1918 Bd. 1, Gesammtausgabe Bd. 12, Hrsg. von Otthein Rammstedt, Frankfurt am Main, S. 290-307.

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