Th.W. Adorno

사회 (7)

Sur l´eau 2009. 2. 28. 01:19

Gesellschaft (7)

 

    Zum anderen gibt es auch insofern immer mehr Gesellschaft, als das Netz der gesellschaftlichen Beziehungen zwischen den Menschen immer enger gesponnen wird. In jedem einzelnen wird immer weniger Unerfaßtes, von der sozialen Kontrolle Unabhängiges geduldet, und es ist fraglich, wie weit es noch überhaupt sich zu bilden vermag. Der Abgrenzung der Soziologie von der Anthropologie durch den emphatischen Begriff der Gesellschaft ist hinzuzufügen, daß der Gegenstand der Anthropologie selbst weithin von der Vergesellschaftung abhängt; mit anderen Worten: daß das, was die traditionelle Philosophie als das Wesen der Menschen dachte, durch und durch bestimmt wird vom Wesen der Gesellschaft und ihrer Dynamik. Damit wird keineswegs unterstellt, daß die Menschen notwendig in früheren Gesellschaftsepochen freier gewesen wären. Die Illusion, welche die Gesellschaft am Maß des Liberalismus mißt und die Tendenz zur totalen Vergesellschaftung in der nachliberalistischen Phase als ein Novum an Unterdrückung konzipiert, läßt sich leicht durchschauen. Erwägungen darüber, ob die Macht der Gesellschaft und ihrer Kontrolle in einer bis zum Extrem konsequenten Tauschgesellschaft größer oder kleiner sei als in einer auf Sklavenarbeit beruhenden wie in den alten mesopotamischen Reichen oder in Ägypten, sind müßig. Wohl aber läßt sich vertreten, daß gerade weil später und zumal in der bürgerlichen Ära die Idee des Individuums sich einmal kristallisierte und auch reale Gestalt gewann, die totale Vergesellschaftung Aspekte annahm, die sie in vorindividuellen Zeiten barbarischer Kultur kaum wird besessen haben. Sie widerfährt dem bloßen biologischen Einzelwesen Mensch nicht länger bloß von außen, sondern ergreift die Individuen auch im Innern und schafft sie um zu Monaden der gesellschaftlichen Totalität; ein Prozeß, in dem fortschreitende Rationalisierung, als Standardisierung der Menschen, sich verbündet mit fortschreitender Regression. Sie müssen sich selber nochmals antun, was ihnen, vielleicht, früher bloß angetan ward. Daher trägt aber auch die »innere Vergesellschaftung« der Menschen nicht reibungslos sich zu, sondern brütet ebenfalls Konflikte aus, die sowohl das erreichte zuvilisatorische Niveau bedrohen wie positiv darüber hinausdeuten. Allein daran, daß die Vergesellschaftung heute nicht unmittelbar den Menschen als Naturwesen widerfährt, sondern auf einen Zustand auftrifft, in dem sie gelernt hatten, sich als mehr bloße Gattungswesen zu wissen, liegt beschlossen, daß die totale Vergesellschaftung ihnen Opfer zumutet, die sie kaum ohne weiteres zu bringen fähig sind. Wichtiger vielleicht noch ist die Einsicht der Freudschen Soziologie, daß den anwachsenden Triebverzichten keineswegs die Kompensationen entsprechen, um deretwillen das Ich sie auf sich nimmt, so daß die unterdrückten Instinkte aufbegehren. So produziert die Vergesellschaftung nicht nur im objektiven, sondern auch im subjektiven Bereich das Potential ihrer eigenen Vernichtung.

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