Th.W. Adorno

사회 (6)

Sur l´eau 2009. 2. 28. 01:17

Gesellschaft (6)

 

    Die Dynamik der Gesellschaft als eines funktionalen Zusammenhangs zwischen Menschen findet ihren obersten Ausdruck darin, daß, soweit die Geschichte sich überblicken läßt, die Vergesellschaftung der Menschen tendenziell anwächst; daß es also, grob gesprochen, immer mehr »Gesellschaft« in der Welt gibt. Das ist im doppelten Sinn zu verstehen. Einmal in dem einigermaßen simplen, daß anwachsende Zahlen von Menschen, Menschengruppen, Völker in den gesellschaftlichen Funktionszusammenhang hineingerissen, immer mehr »vergesellschaftet« werden. Schon im 19. Jahrhundert hat diese Tendenz zur Vergesellschaftung sich derart verstärkt, daß selbst die hinter der entscheidenden Gesellschaftsform des Hochkapitalismus zurückgebliebenen Länder, die sogenannten nichtkapitalistischen Räume, trotzdem insofern mit dazugehörten, als gerade ihr Noch-nicht- oder Noch- nicht-ganz-Erfaßtsein eine der Quellen für die Vermehrung des Kapitals in den maßgebenden Ländern bildete und eben damit politische und soziale Kämpfe motivierte. Heute nähert sich, insbesondere auch durch die Fortschritte der Verkehrstechnik und die technologisch absehbare Dezentralisierung der Industrie, die Vergesellschaftung der Menschheit einem absoluten Maximum: was noch »draußen« scheint, verdankt seine Exterritorialität mehr der Duldung oder der planenden Absicht, als das ein »Exotisches« noch wahrhaft unangefochten existiert. Dabei jedoch ist das Offenbare festzuhalten, daß der Fortschritt in der Vergesellschaftung, der mehr stets sich zu beschleunigen scheint, keineswegs unmittelbar der Befriedung der Welt, der Überwindung der Antagonismen zugute kommt. Insoweit das Prinzip der Vergesellschaftung selbst zwiespältig ist, haben bis heute jedenfalls deren Fortschritte die Widersprüche nur auf immer höherer Stufe reproduziert. Trifft die berühmte Formel Wendell Willkies von der »Einen Welt« zu, dann wird diese »Eine Welt« geradezu durch die Aufspaltung in zwei monströse, sich befehdende »Blöcke« bezeichnet. Ja, das Leben perpetuiert sich unter den gegenwärtigen gesellschaftlichen Formen offenbar überhaupt nur kraft dieses Gegensatzes und der wirtschaftlichen Vorbereitung zum Konflikt. Kaum ist es übertrieben zu sagen, daß die Entwicklung zur totalen Gesellschaft unabdingbar begleitet wird von der Gefahr der totalen Vernichtung der Menschheit.


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