Th.W. Adorno

사회 (8)

Sur l´eau 2009. 2. 28. 01:20

Gesellschaft (8)

 

    Eine Soziologie, die davon sich abdrängen läßt und um des Idols kontrollierbarer Tatsachen willen auf die zentrale Kategorie, die der Gesellschaft selber, verzichtet, durch die alle sogenannten Tatsachen erst vermittelt, wenn nicht überhaupt konstituiert sind, fiele hinter ihre eigene Konzeption zurück und ordnete jener geistigen Regression sich ein, die selbst zu den bedrohlichen Symptomen der totalen Vergesellschaftung zählt. - Anzumerken bleibt, daß der hier angezogene Begriff der Gesellschaft um seines dynamischen Wesens willen von der Geschichte nicht getrennt werden kann. Darauf deutet ein Sprachgebrauch, der zwischen gesellschaftlichen und geschichtlichen Situationen, Tendenzen, Kräften nur recht willkürlich unterscheiden läßt. Die Trennung entspricht lediglich der traditionellen wissenschaftlichen Arbeitsteilung, der zufolge die Geschichte es wesentlich mit politischen Vorgängen und Institutionen zu tun hat, während Soziologie jene Phänomene in ihrem Verhältnis zum Lebensprozeß der Gesellschaft selbst zu begreifen trachtet. Eine Soziologie aber, die von dem der Gesellschaft selbst immanenten historischen Zug sei es zugunsten geschichtsfreier Strukturen, sei es momentaner Tatbestandsaufnahmen abstrahierte, verfehlte a priori ihren Gegenstand.

Th.W. Adorno, „Gesellschaft“ (1965), in: ders., Frankfurter Adorno Blätter VIII. Im Auftrag des Theodor W. Adorno Archivs, herausgegeben von Rolf Tiedemann, München, 2003, S. 143-150. 

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