부르주아 사회 (4)

Gesellschaft, bürgerliche. –     4. Die bei Thomas vorgezeichnete Einordnung der aristotelischen Sprechweise in die Sprache der neueren politischen Theorie findet sich zwischen dem 13. und 17. Jh. in den Lehrbüchern der «Schule» immer wieder; nach der Reformation zeitweilig aufgehoben, setzt sie sich – bis hin zu Leibniz [18] – auch in der protestantischen Schulphilosophie fort. Aufschlußreicher sind die Tradierungsvorgänge außerhalb der «Schule». Dabei zeigt sich, daß die politischen und naturrechtlichen Theorien der Neuzeit mit der Schulphilosophie im Prinzip der Nicht-Unterscheidung von Staat und b.G. übereinstimmen: ‹b.G.› meint hier immer: politisch verfaßte Gesellschaft, in deren Formulierung die Termini ‹societas civilis›, ‹politica›, ‹populus›, ‹respublica› usf. gegeneinander austauschbar sind. Die sprachliche Synonymität läßt  sich bis auf ALBERTUS MAGNUS zurückdatieren: «De numero eorum, quae sunt naturalia homini, civitas est et communicatio civilis, sive politica» [19]. Diese Wendungen begegnen im 16. und 17. Jh. u.a. bei MELANCHTHON (societas civilis seu imperium), F. SUÁREZ (societas civilis seu populi aut civitatis), COVARRUVIAS (civitas, id est civilis societas), F. BACON (civitas sive societas) [20]. Bei HOBBES heißt es bezüglich der Willensvereinigung (unio civilis), die dem bellum omnium contra omnes des Naturzustandes ein Ende setzt: «Unio autem sic facta appellatur civitas sive societas civilis» [21]. – «This union so made, is that which men call now-a- day a Body Politic or civil society; and the Greeks call it πόλις, that is to say, a city» [22]. Ähnlich gibt der von ganz anderen Voraussetzungen bestimmte J. LOCKE dem 7. Kapitel des ‹Second Treatise of Government› den Titel: ‹Of political or civil society› und schließlich stellt KANT in § 45 des II. Teils der ‹Rechtslehre› die Idee der ursprünglichen Vertragsgesellschaft als societas civilis vor und setzt sie mit dem «Staat» (civitas) gleich.