HWPh

사회 (4)

Sur l´eau 2009. 2. 20. 05:26

Gesellschaft. – 4. Etwa seit Ende des 17. Jh. gewinnt der G.-Begriff eine neue Dimension – zunächst bei den englischen Moralphilosophen (A. A. C. SHAFTESBURY, J. MILLAR, A. FERGUSON und A. SMITH), die den Ausdruck ‹society› für die gesittete (zivilisierte) Menschheit benützen. In Frankreich zeigt sich bei CH. de MONTESQUIEU, D. DIDEROT, A. CONDORCET und A. R. J. TURGOT eine ähnliche Entwicklung. Die deutsche Literatursprache (HERDER, GOETHE, PESTALOZZI, SCHILLER u.a.) übernimmt so G. im humanitären Sinn von ‹gesittete Menschheit›. Der französische Begriff ‹société›, aus dem A. COMTE später die Bezeichnung ‹Soziologie› entwickelte, bedeutete für die Enzyklopädisten noch sowohl G. als auch Geselligkeit. Dabei wird erneut der mit Raumvorstellungen verbundene etymologische Ursprung des G.-Begriffs deutlich. Die Salons erfüllten auch eine soziologische Funktion: Geselligkeit fördert Wissenschaft und G.(ordnung). Allmählich wurde aus der Geselligkeit der moderne G.-Begriff geboren. «Nirgends fast wird die Bildung soziologischer Begriffe aus vorausgehenden sozialen Verbandsformen so deutlich wie gerade am Begriff der G. selbst. Die Salons des 18. Jh. waren zunächst von Mitgliedern der ‹G.›, der ‹gebildeten Gesellschaft›, bevölkert. Man diskutiert und politisiert. Man ‹fühlt sich›, mehr oder minder bewußt, als Elite, als Träger der kommenden Zeit. Man besinnt sich auf die eigene Funktion innerhalb des Volkes. Man beginnt sich als Schicht, als Gruppe, als ‹G.› im modernen Sinn zu sehen. So entsteht aus dem ‹G.-Empfinden› im 18. Jh. der Begriff der G. zugleich mit den Ansätzen der G.-Wissenschaft» [12].

    J.-J. ROUSSEAUS am Modell des Genfer Bürgerstaates orientierte begriffliche Trennung von ‹G.› und ‹Regierung› machte ihn zu einem Vorläufer der modernen Sozialwissenschaft. Denn es war eine Voraussetzung für die G.-Wissenschaft, daß die Individuen als Staatsbürger Privatpersonen sind, es also eine bürgerliche G. neben dem Staat gibt. In der Aufklärung wurde dem von spätfeudalen Ordnungsideen geprägten Staatsbegriff ein weniger traditionsgebundener, am naturrechtlichen Vertragsmodell orientierter G.-Begriff vom menschlichen Zusammenleben als naturgegebener Tatsache gegenübergestellt. Zunächst sollte damit ‹G.› im Sinne der ganzen gesitteten Menschheit verstanden werden. Diese Sichtweise wurde später vor allem in Deutschland erheblich eingeschränkt. In Zusammenhang mit der politischen Emanzipation des Bürgertums verstand man G. bald immer mehr als bürgerliche G. (civil society) [13], d.h. als freies (wirtschafts)politisches Betätigungsfeld des dritten Standes.


'HWPh' 카테고리의 다른 글

사회 (6)  (0) 2009.02.20
사회 (5)  (0) 2009.02.20
사회 (3)  (0) 2009.02.20
사회 (2)  (0) 2009.02.20
사회 (1)  (0) 2009.02.20