Gemessen am Zustand jetzt und hier ist die Behauptung von der Universalität der Halbbildung undifferenziert und übertrieben. Sie möchte aber gar nicht alle Menschen und Schichten unterschiedslos unter jenen Begriff subsumieren, sondern eine Tendenz konstruieren, die Physiognomik eines Geistes entwerfen, der auch dann die Signatur des Zeitalters bestimmt, wenn sein Geltungsbereich quantitativ und qualitativ noch so sehr einzuschränken wäre.
Theodor W. Adorno, „Theorie der Halbbildung“, in: Ders., Soziologische Schriften I, Hrsg. von Rolf Tiedemann, Gesammelte Schriften Bd. 8, Frankfurt am Main 1972, S. 102.
Erkenntnis ist, und keineswegs per accidens, Übertreibung.
Theodor W. Adorno, „Einleitung zum »Positivismusstreit in der deutschen Soziologie«“, in: ders., Soziologische Schriften I, Hrsg. von Rolf Tiedemann, Gesammelte Schriften Bd. 8, Frankfurt am Main 1972, S. 319.
Ich habe das Düstere übertrieben, der Maxime folgend, daß heute überhaupt nur Übertreibung das Medium von Wahrheit sei. Mißverstehen Sie meine fragmentarischen und vielfach rhapsodischen Anmerkungen nicht als Spenglerei: die macht selber mit dem Unheil gemeinsame Sache. Meine Absicht war, eine von der glatten Fassade des Alltags verdeckte Tendenz zu bezeichnen, ehe sie die institutionellen Dämme überspült, die ihr einstweilen gesetzt sind.
Theodor W. Adorno, „Was bedeutet: Aufarbeitung der Vergangenheit“, in: ders., Kulturkritik und Gesellschaft II. Eingriffe, Stichworte, Anhang, Hrsg. von Rolf Tiedemann, Gesammelte Schriften Bd. 10-2, Frankfurt am Main 1977, S. 567f.