G. Simmel

주체와 객체에 관하여 (9)

Sur l´eau 2008. 6. 1. 09:31

Vom Subjekt und Objekt (9)

 

 

Als Gegenbilder der Begriffe haben die Ideen eine gegenseitige Verbundenheit, die der logischen Beziehung, der Über und Unterordnung der Begriffe entspricht; sie bilden gewissermaßen ein Reich, das tatsächlich nichts andres ist, als die Kristallisierung, das zum Fundament substantialisierte Gegenbild des dritten Reiches; in seinem metaphysischen Sein lebt als dessen Seele und Sinn jener bloße Inhalt der Dinge, der an und für sich nicht nur jenseits der Frage nach der objektiv-äußeren oder der subjektiv-seelischen Existenz, sondern auch jenseits der nach Sein oder Nichtsein überhaupt steht. Der Inhalt eines Dinges, den dessen Begriff logisch ausdrückt, besteht, ist gültig, bedeutet etwas, und ist deshalb nicht in demselben Sinne nicht-seiend, wie irgendein widerspruchsvolles Phantasma; aber eine Existenz, wie einem konkreten Dinge, kommt ihm nicht zu. Plato drückt dies sehr schön aus, wenn er das Reich der Ideen in den unräumlichen Raum (t'opo's `'atopo's) verlegt. Aber aus dieser eigentümlichen Bestehensart der Inhalte macht er eben eine metaphysische Wirklichkeit, die sich freilich auch über jene konkreten, physischen oder psychischen, Wirklichkeitsarten erhebt; es bezeichnet diese Spekulation, wenn sein Mythus den Ort der Ideen aus dem t'opo's `'atopo's zum .uperour'anio's t'opo's, dem überhimmlischen Raume, werden läßt. Dieses Metaphysisch-Werden des geistigen Gehaltes der Welt, den in der philosophischen Abstraktion von seiner Wirklichkeit geschieden zu haben, Platos eigentliche Entdeckertat ist, führt nun in der gleichen Richtung weiter, dahin: daß die Idee auch die eigentliche und absolute Realität ist, der gegenüber die sogenannte Realität der Dinge und Wahrnehmungen eine bloß abgeleitete, scheinhafte, unechte ist. Das ideelle Gebilde der Wahrheit gleitet ihm, wiederum dem Seins-Durste der Griechen entsprechend, in die Substantialität  der Wirklichkeit; so daß, was sich als empirische, einzelne, unmittelbare Realität darbietet, nur insofern wirklich ist, als es an jener teilhat oder sie abbildet: es ist, als sinnlich Gegebenes, höchstens eine Mischung jenes vollen, allerrealsten Seins mit dem Nicht-Sein. Noch einmal zeigt sich hier die Unfähigkeit des Griechen, über den Fundamentalbegriff des Seins - und des Nicht-Seins - hinaus zu klaren Begriffen prinzipiell andrer Ordnungen zu gelangen, auch wo solche Begriffe tatsächlich in seinem Denken irgendwie vorhanden und wirksam sind. Bei Heraklit war es der Begriff des Werdens, dessen ganz primäre Bedeutung sein Denken erfüllte und den er doch nur als eine Einheit von Sein und Nichtsein beschreiben konnte. Bei Plato ist es die ideelle Inhaltlichkeit und Gültigkeit der Erscheinungen, die er als den Gehalt und Sinn der Wahrheit erkennt und die er nun doch bloß als ein absolutes Sein zu verkünden weiß, so daß die Einzelerscheinungen, die eben nicht die vollen Gegenbilder der Wahrheit sind, nur quantitative Abschwächungen jenes allein wirklich Seienden, nur Stufen des Weges zum Nichtsein darstellen können. Aus dem dritten Reich, das jenseits von Subjekt und Objekt besteht, hat Plato doch wieder ein bloß gesteigertes, bloß verabsolutiertes Reich von Objekten gemacht, hat das Wesender Dinge, das er im letzten Grunde sehr wohl als das Gegenbild ihres wahren Begriffes empfunden hat, doch wieder nur als ihr Sein auszudrücken vermocht. Es ist nur eine Konsequenz dieses Unvermögens, die eigentlich schon gewonnene Einsicht in die Selbständigkeit der ideellen Weltinhalte festzuhalten, daß Plato unsern Besitz an Wahrheit nur durch den Mythus ausdrücken kann: die Seele habe, in einer Präexistenz, die Ideen in ihrem überhimmlischen Reiche erschaut,  und alles Erkennen auf Erden sei nur eine irgendwie angeregte, deutlichere oder dunklere Erinnerung an jene ihr ehemals vertrauten absoluten Wirklichkeiten, gleichsam an das von ihr in seiner Substanz angeschaute Wahre. Gewiß liegt ein tiefes Geheimnis darin, daß es so etwas wie Wahrheit gibt, daß sie, gleichsam mit ideellen Linien vorgezeichnet, von uns nur entdeckt, nicht erfunden wird. Und daß der Inhalt der Wahrheit als Wahrheit sich weder der Spontaneität der Seele noch dem objektiven Sein der Dinge verdankt - dafür eben war das dritte Reich zwar keine Lösung, aber ein Ausdruck. Von dieser Erkenntnisstufe aber fällt Plato wieder in die primitive zurück, die die Wahrheit in dem einfachen Anblick des Objektes seitens des Subjektes findet. Denn so symbolisch jenes Vorleben der Seele im Reich der Idee auch klingt, als die ernsthafte Voraussetzung für die Wahrheit lebt darin doch ebenso die Erforderlichkeit wie die Genugsamkeit einer unmittelbar anschaulichen - wenn auch intellektuell oder metaphysisch anschaulichen - Beziehung zwischen Subjekt und Objekt. Und die besondre, von ihm gefühlte Fähigkeit des Geistes, die Inhalte des dritten Reiches in sich lebendig zu machen, wird schließlich zu der*enigen Anschauung einer höheren, absoluten Wirklichkeit, die der Sinnesanschauung der niederen, nicht ebenso wirklichen Wirklichkeit genau analog ist.

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